Gesunde Abwehr durch schlafen
Viele Menschen kennen die heilsame Wirkung des Schlafes bei Infekten. Doch wie das funktioniert war bislang nur zum Teil bekannt. Wissenschaftler der Universität Tübingen und der Universität Lübeck haben nun einen neuen Mechanismus nachgewiesen, über den Schlaf das Immunsystem unterstützt. Sie konnten zeigen, dass bereits nach drei Stunden ohne Schlaf die Funktion der T-Zellen beeinträchtigt ist – weiße Blutzellen, die für die Bekämpfung von Erregern zuständig sind.
Eine Probandengruppe konnte nachts acht Stunden schlafen, eine zweite Gruppe blieb über den gesamten Zeitraum wach. Während des Experiments wurde den Teilnehmern regelmäßig Blut abgenommen. Dabei überprüfte das Forschungsteam vor allem die Bindungsstärke der T-Zellen an das Molekül ICAM-1. Dieses ermöglicht ihnen, sich an andere schädliche Zellen anzuheften – man spricht von Adhäsion – und diese unschädlich zu machen.
„T-Zellen zirkulieren ständig im Blutkreislauf und suchen nach Erregern. Die Adhäsion an andere Zellen erlaubt ihnen dabei, im Körper zu wandern und beispielsweise an infizierte Zellen anzudocken, um sie anschließend zu beseitigen“, so Erstautor Stoyan Dimitrov. Die Adhäsionsfähigkeit der T-Zellen bei den Probanden ohne Schlaf war sichtlich reduziert.
„Bereits drei Stunden ohne Schlaf sind ausreichend, um die Funktion wichtiger Immunzellen zu reduzieren. Unsere Ergebnisse zeigen einen möglichen grundlegenden Mechanismus, über den Schlaf uns beim alltäglichen Kampf gegen Infektionen unterstützt.“ so Besedovsky.
Die Deutsche Hochdruckliga macht auf einen weiteren Aspekt des Schlafmangels aufmerksam: „Menschen die regelmäßig weniger als sechs Stunden schlafen, haben ein 60%iges Risiko, einen erhöhten Blutdruck zu entwickeln. Kommen gleichzeitig noch Ein- und Durchschlafstörungen hinzu, steigt das Risiko für eine Hochdruckerkrankung um das Vierfache“, erläutert Professor Dr. Bernd Sanner, Vorstandsmitglied der Deutschen Hochdruckliga. Ursachen sind eine vermehrte Aktivität des sympathischen Nervensystems und die Ausschüttung von Stresshormonen. Außerdem erhöhe nach neuesten Erkenntnissen ein Schlafmangel die Entzündungsaktivität im Körper, was zu einer Störung des Blutzuckerstoffwechsels und zur beschleunigten Gefäßverkalkung führe, erklärt der Experte.
Quellen: idw / https://uni-tuebingen.de, www.hochdruckliga.de
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