Musik: Flowgefühl im Viervierteltakt
Musik ist so alt wie der Mensch – und ihm als Bedürfnis und Fähigkeit angeboren. Sie diente früher dazu, mit den Göttern in Kontakt zu treten. Schon im Mutterbauch reagiert ein Kind auf Musik – an die es sich noch ein Jahr später erinnert – und hört mit etwas Glück nach der Geburt sein erstes Wiegenlied. Und mit dem Kleinkindalter entwickelt es ein intuitives Gespür für Rhythmus.
Heilsame Resonanz – ob Mozart, Miles Davis oder Led Zeppelin
Musik schafft Eindruck und Ausdruck, Sprache und Gemeinschaft. Nicht ohne Grund wirkt sie wie ein Magnet und lässt Zuhörer unwillkürlich im Takt wippen und in einen Flow gleiten – ein Gefühl entspannter, gerichteter Aufmerksamkeit abseits des alltäglichen Multitasking: Die situativ passende Musik wirkt auf die Seele heilsamer als jedes Medikament – umso mehr, wenn wir selbst zum Instrument greifen. Sie spricht den Menschen als Rhythmuswesen an: Wie Herz, Atmung, Schlaf oder Gehen folgt Musik einem festen Takt.
Musik als Begleiter – aber bitte bewusst!
Daher sollte Musik täglich auf dem Programm stehen, allerdings bewusst. Zwar nutzen viele Menschen auch Hintergrundmusik zur Entspannung – doch stört sie bei anderen eher die Konzentration. Wer sich jedoch Zeit nimmt, um seine Ohren zu verwöhnen, sichert sich jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Suchen Sie sich Ihre persönliche Lieblingsmusik dazu aus, die Sie anspricht, mitnimmt und beruhigt. Dies kann ätherische Entspannungsmusik, Jazz, Blues, Klassik, Pop, Latin, Folk, aber auch kraftvoller Rocksound sein. Hören Sie auch gemeinsam Musik, und bewegen Sie sich möglichst oft dazu. Spielen Sie ein Instrument oder möchten es lernen? Dann nutzen Sie die Möglichkeiten und schließen sie sich mit Gleichgesinnten zusammen. Geben Sie sich dabei immer Gelegenheit, Rhythmen und Klänge zu spüren, statt nur schulisch abzuhandeln, und finden Sie eigene Wege des Ausdrucks. Auch wenn Sie noch nie selbst Musik gemacht haben: Mit einer Trommel können Sie direkt damit anfangen – wenn möglich gemeinsam und im persönlichen Kontakt.
Hormonwirkung: Weniger Stress, Depression und Schmerzen
Auch in der Medizin ist man schon lange auf die heilsame Wirkung der Musik aufmerksam geworden. Denn sie reguliert Herzschlag, Blutdruck, Atemfrequenz und Muskelspannung, ebenso wie die Tätigkeit von Nebenniere und Hypophyse – und damit unsere Aktivität und Stressverarbeitung. So fördert schnelle, intensive Musik die Adrenalinausschüttung und Aktivität (z. B. ideal bei Müdigkeit, Frösteln, Niedergeschlagenheit oder niedrigem Blutdruck), während harmonische, ruhige Klänge den Noradrenalinspiegel erhöhen und den Kortisolspiegel senken. Dies wirkt antidepressiv, schmerzhemmend (durch Endorphinausschüttung), entspannend und ausgleichend. Daher wird Musik heute in der Psychiatrie, Geriatrie, Rehabilitation und Schmerztherapie regelmäßig eingesetzt.
Alzheimerpatienten entwickeln mit gemeinsamem Singen seltener Verhaltensauffälligkeiten, Schmerzpatienten benötigen weniger Medikamente. Ein weiterer Vorteil: Musik aktiviert das Gehirn und sorgt für neue Nervenverknüpfungen. Wer gemeinsam Musik macht oder hört, fördert auch Bindungen und Sozialkompetenz.
Toleranter, aufgeweckter und achtsamer durch Musik
Auch das limbische System als Gefühlszentrum wird durch Musik trainiert und aktiviert: Noch vor der bewussten Wahrnehmung werden Gefühle wach, ob Euphorie, Entspannung, Flowgefühl, alte Erinnerungen oder Bindungsgefühle bei Weihnachtsliedern. Wie tief das Musikempfinden sitzt, zeigt sich auch bei Demenzpatienten: Lange nach dem Verlust anderer Fähigkeit reagieren sie noch auf Musik.
Beim Hören von Musikstücken wird nicht nur das Hörzentrum in der Großhirnrinde aktiviert, sondern viele weitere Gehirnbereiche. Hierbei analysiert die linke Gehirnhälfte die Musik und teilt sie in ihre jeweiligen Komponenten auf. Auch Bereiche für die Sprachverarbeitung sind hier wesentlich beteiligt – nicht von ungefähr gilt Musik auch als Sprache der Seele. Die rechte Gehirnhälfte erfasst hingegen die Musik als Ganzes. Auch Hirnzentren für Bewegungskoordination werden direkt angesprochen. Kein Wunder also, dass fast alle Menschen Musik suchen und lieben.
Quelle: www.text-gesundheit.de