Verletzungsträchtiger Klettersport: Bouldern
Klettersport hat sich in den vergangenen Jahren von einer Nischendisziplin zum Breitensport gewandelt und wird 2021 in Tokio zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen vertreten sein. Maßgeblichen Anteil daran hat der weltweite Boom der Subdisziplin Bouldern, das Klettern ohne Seil in Absprunghöhe, als gesunder Ganzkörpersport. Doch Mediziner beobachten dabei veränderte und für den Klettersport bislang untypische Verletzungen, die rasant zunehmen. Denn inzwischen haben auch sportlich eher wenig Aktive die mittlerweile in jeder größeren Stadt verfügbaren Boulderhallen als Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt. Darauf machen Prof. Dr. med. Volker Schöffl (Klinikum Bamberg, Uni-Klinik Erlangen) und Dr. med. Christoph Lutter (Uni-Klinik Rostock) von der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin aufmerksam.
Denn der komplexe Einsatz von Armen, Beinen, Händen und Füßen in oftmals sehr untypischen Bewegungsabläufen führt zu neuen Verletzungsmustern z. B. im Bereich von Handwurzelknochen, Fingerbändern oder Schulter. Aber auch Indoor-Sturztraumata wie Wirbelsäulentraumata, Kniebandverletzungen oder Ellbogenluxationen sind immer häufiger vertreten, ebenso wie Sehnen- und Kapselverletzungen der Finger. Männer und Frauen sind inzwischen gleichermaßen betroffen.
„Gerade bei Anfängern im Kletter- und Bouldersport zeigt sich jedoch zusätzlich eine deutliche Häufung an kletter-unspezifischen, höherwertigen Verletzungen, insbesondere im Bereich der unteren Extremitäten sowie der Wirbelsäule“, so Dr. Lutter.
Daher kommt es laut den Experten v. a. auf ein obligatorisches und strukturiertes Anfängertraining bzw. eine Einweisung an, um Basics des Sports zu erlernen. Dazu zählen z. B. kontrolliertes Fallen und Abrollen beim Bouldern sowie die Vermeidung von „Fallen“ in den gestreckten Arm-/Schultergürtel. Außerdem müsste eine Anpassung von Wettkampf- und Trainingsstätten erfolgen. Die aktuell gängige „Come-in-and-play-Praxis“ kommerzieller Hallen sei hier definitiv verbesserungsfähig, so die Ärzte.
Quelle: www.gots.org
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