Wichtige Behandlungen aus Angst vor Coronavirus nicht hinauszögern
Aus Sorge, sich oder andere mit dem SARS-CoV-2-Virus zu infizieren, suchen viele Menschen trotz Bedarf nicht den Arzt auf, sodass viele Arztpraxen nur etwa zur Hälfte ausgelastet sind. Davon raten Experten mit Nachdruck ab. Denn viele Erkrankungen wie Asthma, Herzerkrankungen, Hirndurchblutungsstörungen, bakterielle Infektionen oder Neubildungen einschließlich Krebs haben eine deutlich höhere Sterblichkeit als Covid-19 – und sollten unbedingt abgeklärt werden. Chronische, behandlungsbedürftige Erkrankungen erfordern zudem eine Fortführung der Therapie. Dies gilt für Patienten jeden Alters. Darauf machen auch Kinderärzte aufmerksam: „Zwar haben Infektionskrankheiten insgesamt wegen geschlossener Gemeinschaftseinrichtungen abgenommen. Doch treten immer noch gelegentlich Infektionen und auch Unfälle auf und es können sich schwerwiegende Komplikationen entwickeln, wie z. B. hohes Fieber, häufiges Erbrechen, eine Zuckerentgleisung bei Diabetes, eine akute Blinddarmentzündung. Zögern Eltern in diesen Fällen und wollen aus Angst vor einer Ansteckung nicht ärztliche Hilfe aufsuchen, kann die Gesundheit der Kinder darunter leiden. Vor allem Kinder mit chronischen Krankheiten und besonderen Bedürfnissen, z. B. mit Epilepsie, Asthma oder einer rheumatischen Erkrankung, haben möglicherweise ein höheres Risiko für schwere Erkrankungen als gesunde Gleichaltrige, wenn ihre Gesundheitsversorgung unterbrochen wird“, gibt Dr. Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zu bedenken. „Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass das Risiko einer verzögerten ärztlichen Versorgung bei Notfällen viel höher sein kann als das einer Ansteckung mit COVID-19.“
Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de
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